Der unglaubliche Krokodilfund von Appertshofen

11. Oktober 2023 Aus Von Heimatforscher

Im April 1953 ließ der damalige Appertshofener Bürgermeister Michael Bayerlein auf seinem Grundstück an der Hauptstr. 9 eine Brunnengrabung anlegen. In sechs Metern Tiefe traf man auf einen lehmgefüllten Hohlraum mit Knochenresten. Die Knochenreste wurden geborgen und nach München in die Bayerische Staatssammlung für Geologie und Paläontologie gebracht, wo sie von Spezialisten für solche Funde untersucht und wissenschaftlich beschrieben wurden. Den wichtigsten Fund stellten die Krokodilsreste dar. Allein diese füllen heute im Magazin der Staatssammlung mehrere Sammlungsschubladen ( siehe Foto ).

Bayerische Staatssammlung München

Außerdem fanden sich noch Knochenreste von Hamstern und weiteren Nagetieren, von Fledermäusen, Schildkröten, Fischen, Salamandern und anderen Tiergruppen.

Der Krokodilfund von Appertshofen gehört zu den vollständigsten tertiärzeitlichen Krokodilnachweisen in Bayern. Die Knochenreste sind zwar nicht mehr im natürlichen Gelenkverbund und viele Knochen und Panzerplatten sind angebrochen oder beschädigt, insgesamt aber liegt doch ein großer Teil des Skelettes vor.

Auf dem unteren Foto sind zwei Kieferknochen mit Bezahnung zu erkennen. Das Appertshofener Krokodil gehört zur ausgestorbenen Gattung Diplocynodon und war zu seinen Lebzeiten etwa eineinhalb Meter lang. Es sah ähnlich aus wie heutige Alligatoren und hatte wohl auch eine vergleichbare Lebensweise.

Heimatblätter A. Schartner

Das Krokodil von Appertshofen ist wahrscheinlich bei der Ausräumung der Spaltenfüllung mit dem Pickel zerschlagen worden. Die Kleinfragmente konnten bis zu 8 Stück wieder zusammen gefügt werden.

Versteinerte Knochenreste von Tieren, wie man sie 1953 in Appertshofen fand, geben uns eine Vorstellung von der damals bei uns vorkommenden Tierwelt. Zusammen mit andernorts gefundenen versteinerten Pflanzenresten können wir damit ein Lebensbild dieser Zeit rekonstruieren. Zu den eindrucksvollsten damaligen Tieren gehörten verschiedene Arten von Nashörnern und entfernte Verwandte der heutigen Elefanten. Im Wald und an den Waldrändern lebten kleine, laubfressende Urpferdchen und Zwerghirsche. Sie zählten zur Jagdbeute von Säbelzahnkatzen und großwüchsigen Bärenhunden. Die Gewässer belebten neben Bibern und vielen Fischarten zahlreiche Wasserschildkröten. Krokodile waren recht häufig wie uns der Appertshofener Krokodilfund zeigt. Charakteristische Bäume dieser Zeit waren beispielsweise Lorbeerbäume, Mammutbäume, Zypressen und Magnolienbäume sowie Zimtsträucher, Seifenbäume, Feigenbäume, Trompetenbäume, Zürgelbäume und Gleditsien.

( Text von Dr. Helmut Tischlinger)