Die Cholera-Epidemie 1873 / 1874

23. April 2024 Aus Von Heimatforscher

Nach dem Generalbericht über die Cholera-Epidemien 1873-74 trat diese in der Folge eines Seuchenausbruchs 1869 zu Kiew in großen Teilen Europas auf; allein in Ungarn verstarben knapp 190.000 Menschen. Die Epidemie erreichte Bayern 1873.
Auszug aus dem Generalbericht:

Im Kirchendorfe Westerhofen mit 204 Einw. und 42 Häusern, wovon 14 ergriffen wurden, kamen vom 15. Septbr. bis 16. Oktbr. in zwei gesonderten Perioden 25 Erkrankungen mit 16 Todesfällen vor.   Die erste Einschleppung geschah von Ingolstadt aus durch den Anwohner in Nr. 1 der sog. Unteren Dorfgasse; derselbe, ein Branntweintrinker, erlag schon am anderen Tage der Krankheit. Ihm folgte 4 Tage darauf sein in demselben Hause wohnender Vater und wieder einen Tag später, eine in Nr. 2 wohnende Taglöhnerin, zweifellos durch Krankenpflege, im Tode nach, während die beiden unterm 24. Septbr. ergriffenen Personen des Hauses Nr. 21 1/3 sich die

Krankheit ebenfalls durch die Pflege der vorbemerkten Kranken zuzogen.
Nun schien die Krankheit erloschen, indem bis zum 5. Oktbr. kein weiterer Erkrankungsfall vorkam. Da erfolgte an diesem Tage von Ingolstadt aus durch den Anwohner Nr. 18 eine neue Einschleppung, die sofort seinen und seines Weibes, sowie des kleinen Kindes Tod und die Erkrankung zweier grösserer Söhne herbeiführte. Von diesem giftigen Herde aus verbreitete sich die Krankheit mit erschrecklicher Rapidität in der Nachbarschaft Nr. 18 1/2 , wo sie 3 Opfer wegraffte, dann Nr. 21, 17 1/2  und 18 1/3  mit weiteren 3 Erkrankungen und 1 Todesfall….  Das ziemlich hochgelegene Kirchdorf Westerhofen bildet eine langgestreckte, von Ost nach West sich ziehende, besonders in ihrer unteren westlichen Hälfte ziemlich unreinliche Dorfgasse. Etwa in der Mitte und zwar in der Richtung nach Süden geht von ihr ein abhängiger Weg (Abhang), auf beiden Seiten von Häusern eingefasst, nach Wettstetten ab, an der Stelle, wo die Dorfgasse rechterseits vom sog. Schlössel, linkerseits vom Kirchdorfe begränzt ist. Dieser Abhang und diese Gränzlinie sind wichtig für die Geschichte der Epidemie, indem ihre beiden Herde einerseits von dem genannten Abhange mit Nr…… , andererseits dem westlich von dieser Grenzlinie gelegenen unteren Theile der Dorfgasse Nr. 1 bis 5 etc. gebildet werden,  so dass oberhalb dieser Linie, in der Richtung nach Stamham, kein einziges Haus ergriffen wurde. Am Fusse jenes Abhanges liegt ein Brunnen (Quelle), den die Einwohner als vielleicht von den Abflüssen des höher gelegenen Dorfes verunreinigt und vorzugsweise von den Bewohnern und der unteren Dorfgasse benützt, als das Verderben bringende anschuldigten. Es hatten sich deshalb schon längst einige Bewohner der unteren Dorfgasse eigene Brunnen oder Cisternen gegraben. Bezirksarzt Dr. Mair hat sich aber überzeugt, dass auch die Familien, die jenen Brunnen benützt haben, von der Krankheit verschont geblieben sind.

Beitrag Kurt Richter ,   Quelle: bavarikon.de ; Kultur und Wissensschätze Bayerns