Ludwig Geyer ( Sattler-Ludwig )

15. Januar 2024 Aus Von Heimatforscher

Komponist , Geschichten – und Gedichteschreiber aus Stammham

Limesmarsch von Ludwig Geyer

Stammhamer Schützenmarsch von Ludwig Geyer

Eine Lausbubengeschichte von Ludwig Geyer

Der Klaus war mein Schulfreund und mein Nachbarsbub, er hatte einen goldenen Humor. Seine Mutter war die Rixnerin und an seinen Vater konnte er sich nicht erinnern. Er starb in jungen Jahren an den Folgen eines Unglücksfalles im Sägewerk zu Oberhaunstadt. Dies war für die Rixnerin mit ihren 4 Kindern eine schwere Heimsuchung. Heiraten wollte sie nicht mehr und so mußte sie sich um einen Verdienst umsehen. Da gab die alte Hacker Resl, die jahrzehnte lang Botin von Stammham war, ihren Beruf auf und die Rixnerin übernahm die Nachfolge. Jeden Samstag ging sie in die Stadt, des öfteren auch an einem Mittwoch und besorgte für die Stammhamer dies und jenes, alles was sie gerade benötigten. Auch Brot und Semmel von der Bäckerei Plößl in Ingolstadt Ludwigstraße, konnte man bei ihr haben, dann Hefe vom Weißbräuhaus und im Sommer handelte sie noch mit Salat und Rettichen. Sie war resolut, arbeitssam, ehrlich und sparsam. Im Bezug von Kindererziehung hätte mancher Familienvater viel von ihr lernen können. Ihre Kinder mussten sich alle für einen Beruf entscheiden.

Der Michl lernte in Ingolstadt die Schreinerei, der Jackl in Kösching die Schuhmacherei, die Marie in Oberhaunstadt die Näherei und der Klaus wurde Kaminkehrer. Als Jüngster musste er seiner Mutter überall behilflich sein. Die älteren Geschwister waren ja schon in der Lehre. Eines Tages hörte ich im Holzschuppen ein Klopfen. Ich dachte es sei der Klaus und schrie hinüber: „Klas, ich geh zum baden, gehst mit?“ Da brummte eine Stimme zu mir herüber: „Der Klas is mit da Hefa zum Jagabauern hintere und wenn er kummt muaß er an Salat austrag´n.“ Nach einer Weile kam der Klaus zurück, seine Mutter hatte schon den Salat hergerichtet. Als ich zur Tür hereinkam sagte sie: „ so, du konnst a glei mit´n Klas geh´n. Beim Mojer fang´s an bis zum Hopf naus und hoamzua macht’s beim Huawa weiter. Gebt´s auf´s Geld owacht und macht´s ma ja koa Dummheit´n.“ Wir fingen beim Mojer an, gingen zum Ampferl, zum Bohias, zum Lins, Wagner und zum Max´n . Zum Forstmeister von Kirschbaum trauten wir uns nicht. Der hat uns einmal recht g´schimpft, weil wir beim Reiftreiben sein Pferd scheu machten. Dann gingen wir hinaus zum Hopf. Die Hälfte vom Salat hatten wir bereits verkauft. Da kam mir ein Gedanke: “Klas“ sagte ich, iatz wär´s nimmer weit zum Weiher hintere!“ „ Wenn ma den damischen Krätz´n net hätt´n,“ schimpfte der Klaus. „O“ sagte ich, „den versteck ma.“ Gesagt, getan. Das Geld legte der Klaus auch noch in den Korb damit er ´s ja nicht verlieren konnte. Dann liefen wir im Trab auf der Schelldorfer Straße zum Weiher, der damals den Sägewerksbesitzer Blum gehörte. Nachdem wir Hemd und Hose im Erlengebüsch versteckt hatten, sprangen wir mit Herzenslust ins Wasser. Es mochte eine halbe Stunde vergangen sein, bis uns unser Salat-Geschäft wieder einfiel. Als wir uns anziehen wollten, kam der „Kini“ über die Wiese. Er war Fluraufseher und hieß Anton Probst. Der Name Kini war sein früherer Hausname. Der „Kini“ war für die Stammhamer Buben eine Respektsperson, besonders, wenn er eine alte Soldatenmütze als Dienstmütze trug. Als wir ihn sahen, stiegen wir wieder ins Wasser und versteckten uns hinter einer Erle die ins Wasser ragte. Wir hielten uns mäuschenstill. Der Kini setzte sich auf den Balken neben der Schläuse und machte gemütlich Brotzeit. Wir waren nicht weit von ihm entfernt, er durfte uns aber nicht sehen, weil wir keine Badehose hatten. Gewiß hätte er dies dem Herrn Lehrer oder gar dem Herrn Pfarrer erzählt. Endlich machte er sich auf den Weg, ging einige Male in der Wiese hin und her und kontrollierte seine Maulwurfsfallen. Schnell zogen wir uns an und im Dauerlauf ging´s zurück zum Hopf. Aber o-Schreck, der Korb war weg. Ganz blass wurde der Klaus um die Nase „ Owa heit werd´ i Strixn kriag´n“ sagte der Klaus ganz traurig und griff nach seinem Hintern, als spürte er´s schon. Da kam der Hopf. „Was macht´s denn Buam?“ „Unsern Salatkretz´n find ´ma nimma, denn ham ma do bei de Brennessel versteckt“ gaben wir zur Antwort. „So, so euern Kretz´n find´s nimma? Den hob i neitrag´n aba an Salat hab´n d´ Gäns g´fress´n!“ „Saxn, saxn“, jammerte der Klaus „und s´ Geld is a beim Teife.“ „Ja, s´Göd wer´n meine Gäns net gfress´n ham, suacht´s holt a bisserl! “Wie waren wir froh, als nach einer Weile das Geld zwischen den Brennesseln zum Vorschein kam. Inzwischen brachte uns der Hopf den Korb. Wo sollten wir aber das Geld hernehmen für den Salat,der im Magen der Gänse war? Da kam mir ein guter Gedanke, „Klaus“ sagte ich „jetzt muaß mei Sparbüchs´n herhalt ´n . Den Schlüssel hat mei Vata, wenn ma owa fest schüttelt, kumma de Simerl beim Schlitz wieder raus.“ Dem Klaus fiel ein Stein vom Herzen. Auf Umwegen, die Rixnerin durfte uns ja nicht sehen, gingen wir heim zu meiner Sparbüchse. Der Klaus sah begierig zu, wie ich sie hin und her schüttelte. Es dauerte lange, bis das erste Simmerl zum Vorschein kam. Nach dem dritten wurde meine Mutter auf das „Geschepper“ aufmerksam. Ich musste die drei Simmerl wieder hineinwerfen. Der Klaus erzählte, was uns passierte. Darauf schenkte ihm meine Mutter das fehlende Geld, wie froh war er, daß seine Finanzen wieder in Ordnung waren! Wir gingen dann zu seiner Mutter. „Ja, wo bleibt´s denn gar so lang? Habt´s an Salat allen verkauft?“ „ Ja, koa oanzige Staud´n bring ma hoam“ sagte der Klaus. Als Belohnung bekamen wir ein Butterbrot. Dies schmeckte ganz pfundig schon deshalb, weil alles so schön klappte. Aber wir freuten uns zu früh – Am nächsten Tag nach der Frühmesse sagte die Hopfin zur Rixnerin „Guat´n Morg´n Rixnere, was sags´t zu meine Gäns?“ „Warum denn“ „Na ja, weil´s gestern dein Salat g´fress´n hab´n!“ „Mein Salat?“ „Deine Gäns kumma doch net bis zu mir rei!“ Nun merkte die Hopfin, daß die Rixnerin von der Sache nichts wusste, drum sagte sie schnell: heind werd´s hoaß , sei net gora zg´fleiße!“ Auf dem Heimweg dachte sich die Rixnerin, de Hopfin werd alt, de is mir g´spassig vorkumma. Drunten beim Göllerbauern standen wir Buben: Der Heckner Wendelin, sein Bruder Hans, der Remmerer Jackl, der Klaus und ich. Sie rief den Klaus und mich und sagte: „Seid´s es gestern a beim Hopf drauß´n g´wen?“ „Ja“ antworteten wir zugleich. „Wos hab´s denn do o´gstiefelt?“ Der Klaus schaute zuerst mich an, dann sagte er: “do, do, do- hab´n die Gäns mein Salat g´fress´n“, „No wart nur Bürscherl, kumm no hoam, an Kochlöffel schlog i ab an dir.“ Der Klaus traute sich nicht mehr heim mit mir. Meine Mutter merkte es dem Klaus sofort an, daß irgendetwas nicht in Ordnung war. Ich erzählte ihr alles; sie führte dann den Klaus zu seiner Mutter und legte ein gutes Wort für ihn ein „Schlag´n“ sagte die Rixnerin „ tua i halt dann net, owa aufs Holzscheit´l muaß er knie´n , z ´Mittag kriagt er nix z` eßn und acht Tag derf a nimma zum bad´n geh.“

Ja, ja,die Rixnerin hat gewußt wie man ein Kind erzieht. Und der Klaus ist in Gedanken und Liebe seiner Mutter dankbar geblieben, immer wo er auch war. Als erster und jüngster musste er im Tode seinen Geschwistern vorangehen. Am Sterbebett in Ansbach wünschte er sich, in seinem Heimatdorf Stammham neben seiner lieben Mutter beerdigt zu werden

Vier Kaminkehrer seines Bezirkes trugen ihn zur letzten Ruhe.

Hochzeitsbild der Eheleute Rixner

Grabstelle Friedhof Stammham

Quelle: Ida Welser / Michael Lukas Stammham Fotos: Michael Lukas, Gabriele Riepl

vom handschriftlichen übersetzt: Michael Lukas